SANHA: „Neuer und besserer Finanzierungsmix mit aktueller Anleiheemission“

Mit dem Rückenwind zuletzt stabilen Wachstums hat sich Rohrleitungsspezialist SANHA an eine neue Anleihe gewagt. Freiwilliger Umtausch und Platzierung laufen bereits – BondGuide im Gespräch mit Bernd Kaimer, dem langjährigen geschäftsführenden Gesellschafter

>> Aus BondGuide 23-2024 von Freitag <<

BondGuide: Herr Kaimer, wir haben uns schon länger nicht gesprochen und wenn, dann ging es um AGVs für Ihre Anleihe von 2013. Vielleicht geben Sie einfach kurz eine Zusammenfassung darüber, was sich die vergangenen fünf Jahre getan hat.
Kaimer: Im Jahr 2019 hat noch niemand geahnt, was kurze Zeit später vom Zaun brechen würde. Wir waren zu dem Zeitpunkt recht stabil und verzeichneten ein Jahr mit leichtem Wachstum. Mit der Corona-Pandemie mussten wir unsere Anleihe ein weiteres Mal laufzeitverlängern mit neuer Zinsstruktur bis Mitte 2026. Darüber hinaus haben wir Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF in Höhe von 10 Mio. EUR aufgenommen, primär um damit unser US-Geschäft aufzubauen. Im Übrigen haben wir auch dafür gesorgt, unsere Lagerbestände zu erhöhen und so unsere Lieferfähigkeit stark zu verbessern. Davon profitieren wir jetzt und haben in den letzten Jahren weitere Marktanteile hinzugewonnen.

„Wir ernten jetzt die Früchte der Jahre, in denen wir die Grundlagen gelegt hatten.“

BondGuide: Die Branche Gebäudeversorgung wurde in dieser Zeit glaube ich sogar als systemrelevant eingestuft.
Kaimer: Ganz richtig. Insofern gab es in dem Sektor weniger Probleme. Wer mehr von zuhause aus arbeitete, hatte auch mehr Zeit, sich um Haus oder Wohnung zu kümmern. Daher hatten wir 2022/23 durchaus gute Jahre. Wir ernten jetzt die Früchte der Jahre, in denen wir die Grundlagen dazu gelegt hatten. Das zeigt sich in der deutlich gestiegenen Profitabilität mit einer EBITDA-Marge von zuletzt 17%.

BondGuide: Ist SANHA denn aktuell zurück auf dem Vor-Corona-Niveau oder schon über vergleichbaren Zahlen von 2019?
Kaimer: Definitiv darüber. Zuletzt haben wir Neunmonatszahlen veröffentlicht und im Vergleich zum selben Stand vor fünf Jahren liegen wir klar besser. Leider hat die deutsche Regierung die angestrebten Ziele zur Reduzierung von Schadstoffen im Trinkwasser, z.B. durch die Umrüstung auf bleifreie Kupferleitungen, etwas hinausgezögert. Sonst stünden wir vermutlich noch besser da. Im Jahr 2026 wird das Vorhaben aber nun endlich doch umgesetzt. Wir sind praktisch die einzigen Anbieter bei diesen Fittings mit Langzeit-Erfahrung…

BondGuide: Ich sage es Ihnen nur ungern, aber Sie haben im Vergleich zu unserem Gespräch 2020 deutlich mehr graue Haare – sind die wirklich nicht doch betriebsbedingt?!
Kaimer: Kann ja eigentlich nicht sein, denn wie geschildert läuft es bei der SANHA anno 2024 sehr zufriedenstellend, dass ich das ausschließen kann. Aber mit inzwischen 60 Jahren lässt sich das eine oder andere graue Haar wohl nicht verhindern, trotz guter Pflege seitens meiner Familie.  

„Eine Lektion war, verstärkt auf europäische Zulieferer zu setzen statt günstigere, dafür aber in fernen Ländern.“

BondGuide: Wie schaut es denn bei der SANHA mit Rohstoffkosten und natürlich auch mit der Stabilität der Lieferketten aus?
Kaimer: Von der Lieferkettenthematik waren wir wie angeschnitten einigermaßen ausgeklammert, zumal wir angefangen hatten, uns zu bevorraten, um lieferfähig zu sein, wenn es darauf ankommt. Damit gewinnt man Marktanteile. Diese Zeit hat zu einer erhöhten Wachsamkeit auch in unserer Branche geführt: Wer weiß schon, ob diese Probleme nicht doch noch einmal zurückkehren? Eine zweite Lektion war, verstärkt auf europäische Zulieferer zu setzen statt günstigere, dafür aber in fernen Ländern. Die Rohstoffe haben sich vor allem 2022 stark verteuert. Alle Anbieter mussten diese gestiegenen Rohstoffpreise weitergeben. Dann kam erhöhte Volatilität und die Preise haben sich auf erhöhtem Niveau eingependelt. Worauf müssen wir uns zukünftig einstellen? Regenerative Energien ziehen zusätzlich den Kupferbedarf nach oben – das Angebot wird auf absehbare Zeit der Nachfrage hinterherlaufen und die Preise nicht mehr sinken lassen.

„Importzölle würden alle Hersteller treffen und das Preisniveau durch die Bank weg nur für die USA heben.“

BondGuide: Europa und nun auch die USA hatten zuletzt große politische Umwälzungen zu stemmen – mittlerweile sogar Deutschland. Inwieweit ist SANHA davon in seinen Kernmärkten betroffen?
Kaimer: Unser Deutschland-Anteil liegt bei etwa 18%, d.h. wir haben uns international breit aufgestellt, was uns resilienter macht. In die USA liefern wir ganz spezifische Produkte, die in den USA selbst nicht hergestellt werden. Importzölle würden alle Hersteller treffen und das Preisniveau durch die Bank weg nur für die USA heben. Das ist genau die Inflation, die man Trumps Politik voraussagt, freilich ohne, dass er das hören möchte. Im Bereich Kältetechnik sehe ich ebenfalls keine Substitutionsmöglichkeiten die USA betreffend.

„Lassen Sie die deutschen Handwerker erst einmal die aktuelle Auftragslage abräumen, bevor irgendein neues Förderprogramm kommt.“

Sanha Anleihe 2013/26

BondGuide: … für die USA kann man immerhin schon damit planen oder es absehen. In Deutschland kann man noch auf Monate hinaus rein gar nichts abschätzen oder planen.
Kaimer: Unsicherheit stört tatsächlich viele Vorhaben oder wie man sich ausrichten soll: Mal sollte alles auf Wärmepumpen umgestellt werden, dann doch wieder nicht; mal wird dieses mit 40% subventioniert, dann jenes mit 20% und irgendwann gar nichts davon. Für die Industrie ist das Gift. Das hat sich die noch im Amt befindliche Koalition vollständig selbst anzuheften. Insgesamt führt es zu einer Abwartehaltung, da niemand weiß, ob und welches Förderprogramm als nächstes ausgerufen oder gestrichen wird. Dass wir jetzt noch mehrere Monate warten müssen, ist allerdings gar nicht so nachteilig: Auf Handwerker muss man aktuell einige Zeit warten. Lassen Sie die erst einmal die aktuelle Auftragslage abräumen, bevor etwas Neues kommt.

BondGuide: Warum jetzt eine neue Anleihe? – die bestehende hätten Sie doch nochmal Laufzeit-verlängern können…
Kaimer: Eine Laufzeitverlängerung sollte nicht die erste Wahl sein. Anleihegläubiger stellen sich ja bei Ihrem Investment auf bestimmte Fälligkeiten ein und deshalb wollen wir ihnen nun über die neue Anleihe die Gelegenheit bieten, ihre bestehende Anleihe umzutauschen und neue Investoren hinzugewinnen. Die neue Anleihe hat ein niedrigeres Volumen, indes aber einen höheren Kupon. Insgesamt stellen wir unseren Finanzierungsmix mit Anleihe und Bankdarlehen neu auf mit dem Ziel, dass wir nicht mehr eine so hohe Endfälligkeit in einem einzelnen Jahr haben. Daher jetzt eine neue Finanzierungsstruktur, wobei wir natürlich hoffen, eine gute Umtauschquote mit den bestehenden Investoren zu erzielen. Die Anleihe von 2013 mit Endfälligkeit Mitte 2026 hat noch knapp 34 Mio. EUR Volumen.

„Unsere Ergebnisse geben den höheren Kupon der neuen Anleihe auf jeden Fall her.“

Bernd Kaimer, SANHA

Bernd Kaimer, SANHA

BondGuide: Der neue Kupon ist allerdings schon recht hoch. Gibt die Marge der SANHA das her?
Kaimer: Ja, der Kupon ist sehr attraktiv, aber die Erwartung des Marktes ist nun mal eine andere als vor zehn Jahren und auch als vor vier Jahren, als wir die Altanleihe zuletzt prolongiert hatten. Unsere Ergebnisse geben das auf jeden Fall her. Wichtig ist, dass das Anleihevolumen deutlich niedriger ist und wir nun unterschiedliche Finanzierungsbausteine mit verschiedenen Laufzeiten haben. Das macht die künftige finanzielle Aufstellung der SANHA deutlich stabiler als in der Vergangenheit. Den Kupon von 8,75% haben wir eingepreist, um das Volumen der neuen Anleihe zu erreichen – und aus ebenfalls ökonomischen Gründen wäre eine zeitnahe Kündigung des Restvolumens der 2013er Anleihe in unserem Sinne.

BondGuide: Herr Kaimer, dann bleibt mir kaum mehr als Ihnen viel Erfolg zu wünschen!

Interview: Falko Bozicevic

Fotos: alle @SANHA

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