Die gestrige Senkung des Leitzinses auf faktisch Null sowie die weiteren angekündigten Maßnahmen der EZB sind noch nicht ansatzweise verdaut, da gab es am Morgen die nächsten, diesmal durchweg positiven Nachrichten von der heimischen Wirtschaft: Danach ist die deutsche Industrie besser als erwartet ins dritte Quartal gestartet. Deutsche Unternehmen der Industrie, Baubranche und Energieerzeugung hätten ihre Produktion im Juli mit einem Plus von 1,9% gegenüber dem Vormonat so kräftig gesteigert wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Ökonomen hatten lediglich ein Miniplus von 0,3% erwartet. Zuvor waren bereits die Industrieaufträge mit 4,6% so deutlich gestiegen wie seit gut einem Jahr nicht mehr. Es steigen die Chancen, dass die deutsche Wirtschaft nach -0,2% in Q2 im dritten Quartal wieder wächst und einer Rezession damit möglicherweise entgeht.
Ausgewählte Daten des Tages
Zeit Land Indikator Periode Schätzung Letzter
8:00 GE Industrieproduktion (M/M / J/J, in %) Jul. 0,4 / 0,6 0,3 / -0,5
11:00 EC BIP (Q/Q / J/J, in %) Q2 0 / 0,7 0 / 0,7
14:30 US Change in Nonfarm Payrolls (M/M, in Tsd.) Aug. 230 209
14:30 US Change in Manufact. Payrolls (M/M, in Tsd.) Aug. 18 28
14:30 US Arbeitslosenquote (in %) Aug. 6,1 6,2
… US Fed-Redner: Rosengren
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research
Themen des Tages
• Nach der Tagung des EZB-Rats ist vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts
• Nachbearbeitung der Beschlüsse des EZB-Rats
Marktkommentar
Der EZB-Rat hat tatsächlich ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert, und zwar kein kleines. Eine Senkung des Leitzinses auf nahe Null, eine Erhöhung der Strafzinsen für das Parken von Liquidität bei der Notenbank und eine ABS-Ankaufprogramm, das im Oktober starten soll, sind viele Maßnahmen auf einmal. Zugleich und das zeigt doch gewisse Widersprüche auf, bleiben die mittelfristigen Inflationserwartungen fest verankert. Konstatieren muss man, dass die EZB nunmehr kaum noch weitere Mittel hat, abgesehen von einem Ankaufprogramm für Staatsanleihen, um die Geldpolitik noch lockerer zu gestalten. Dass der Euro gegen USD kräftig reagierte, ist wenig verwunderlich. Neben den unterschiedlichen Renditeniveaus zwischen den USA und dem Euroraum ist einmal mehr deutlich geworden, dass die Leitzinsentwicklung in beiden Regionen divergieren wird. Außerdem muss man sich jetzt Gedanken darüber machen, wie schwach die Konjunktur im Euroraum tatsächlich ist. Ohne Not hätten Draghi & Co sicher nicht auf diesen Stimulus gesetzt. Allerdings können auch politische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, denn der EZB-Chef hat sehr unmissverständlich klar gemacht, dass der Leitzins nun sein Minimum erreicht hat.
Und jedem ist klar, dass als letztes Mittel nur noch ein QE durch Staatsanleiheankäufe übrig bleibt. Der Einsatz dieser Maßnahme dürfte jedoch nicht nur die Bundesbank und die deutsche Politik auf die Barrikaden treiben. Dementsprechend liegt der Ball nun bei den Politikern. Sie sind gefordert, bessere Wachstumsbedingungen zu schaffen, die EZB hat das jetzt getan. Italien & Frankreich werden es nunmehr sehr schwer haben, von der EZB weiteres zu fordern. Nun ist die dortige Politik dran, zu liefern und Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. Die Investoren haben die Maßnahmen gefreut: Der „risk on“-Modus wurde aktiviert. Die Kurse der Staatsanleihen aus der Peripherie legten deutlich zu, während Bundesanleihen und OATs Kursverluste hinnehmen mussten. Zugleich schob das die Aktienmärkte an.
Heute wird man sich vor allem mit dem US-Arbeitsmarkt beschäftigen. Gemessen an der Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze sollte er sehr gut ausfallen. Die bekannten Schwächen wird der Bericht hingegen wieder aufweisen (Partizipationsrate, Unterbeschäftigungsquote, kaum Lohnsteigerungen, überwiegend neue Jobs im Niedriglohnsegment). Daher dürfte sich die grundsätzliche Einschätzung der meisten Fed-Vertreter nicht ändern. In Europa wird die deutsche Industrieproduktion zu beachten sein. Das Euroland-BIP für Q2 wird keinen besseren Wert aufweisen als die erste Schätzung.
Insgesamt dürfte der Bund Future heute Morgen kaum verändert in den Tag starten und bis zum US-Arbeitsmarktbericht orientierungslos vor sich hin dümpeln. Er sollte sich über den Tag zwischen 150 und 151,10 schwanken. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,40 und 2,52% liegen.
Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben