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Vor dem DeepSeek-Schock hatte die Konzentration von Anlagekapital auf wenige Technologie-Aktien ein historisches Ausmaß erreicht. Von John Goetz*
Doch nach dem Auftauchen der chinesischen KI-Innovation DeepSeek könnte die Dominanz der sogenannten Magnificent Seven schwinden und die Marktbreite wieder zunehmen. In einer solchen Marktphase werfen Value-Aktien überdurchschnittliche Erträge ab, belegt eine Analyse von Pzena Investment Management.
In den vergangenen zehn Jahren – und vor allem seit der Veröffentlichung des KI-Chatbots ChatGPT im November 2022 – hat sich das Kapital von Investoren an den globalen Aktienmärkten immer stärker auf wenige Aktien konzentriert. Bei diesem Trend spielen die USA die zentrale Rolle. Der Anteil des US-Markts an der globalen Marktkapitalisierung ist seit der Finanzkrise von 44 auf 66% gewachsen. Speziell die Gruppe der Magnificent Seven, die Aktien von Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, trug maßgeblich zur Performance des US-Marktes bei und trieb die Marktkonzentration auf ein 60-Jahres-Hoch (siehe Grafik 1).
Auswirkungen der Konzentration auf Anlagestrategien
Das hat große Auswirkungen auf verschiedene Anlagestile. So übertrafen Wachstumsaktien (Growth) Value-Aktien in den vergangenen zehn Jahren deutlich in der Wertentwicklung. Wirft man jedoch einen Blick in die Vergangenheit, stellt man fest: Historisch betrachtet dauerten Phasen abnehmender Konzentration an den Märkten doppelt so lange wie Phasen zunehmender Konzentration. In einer solchen Marktsituation haben Value-Aktien historisch gezeigt, dass sie überdurchschnittliche Renditen erzielen können.“
Warum sich die Konzentration abschwächen wird
Bereits vor den aktuellen Kursverlusten im Zusammenhang mit DeepSeek deuteten einige Anzeichen darauf hin, dass die aktuelle Marktkonzentration nicht von Dauer sein wird.
• Abflachende Gewinne: Das Gewinnwachstum der Magnificent Seven dürfte sich Prognosen zufolge in den kommenden Jahren verlangsamen und nur noch um wenige Prozentpunkte über dem des übrigen Marktes liegen – bei einer rund doppelt so hohen Bewertung.
• Wettbewerbsdruck: Die Historie zeigt, dass es für Marktführer in einem wettbewerbsorientierten Umfeld äußerst schwierig ist, ihre Dominanz auf Dauer aufrechtzuerhalten. Eine Studie ergab, dass aus 100 USD, die seit 1950 jährlich in die jeweils größte Aktie des Marktes reinvestiert worden wären, bis heute 4 USD geworden wären.
• Neue Konkurrenten: Die größte Bedrohung für Marktführer geht oft von neuen, noch nicht etablierten Unternehmen aus. Die Magnificent Seven sind im Durchschnitt erst seit 26 Jahren börsennotiert. Zur Jahrtausendwende zählte allein Microsoft bereits zu den Mega Caps. Niemand hätte im Jahr 2000 wohl vorausgesagt, dass Unternehmen wie General Electric, Cisco oder Intel von den heutigen Magnificent Seven (mit Ausnahme von Microsoft) übertroffen werden würden.
Gerade Intel und NVidia bieten ein gutes Beispiel für den brutalen Wettbewerb im Kapitalismus. Um das Jahr 2000 hatte Intel eine Marktkapitalisierung von 251 Mrd. USD und einen scheinbar uneinholbaren Wettbewerbsvorteil gegenüber NVidia, dessen Börsenwert weniger als 1 Mrd. USD betrug. Heute übertrifft der Börsenwert von NVidia mit rund 3 Bio. USD den von Intel mit 84 Mrd. USD um Längen.
Hat die Marktkonzentration den Höhepunkt überschritten?
Gerade die Bedrohung der aktuellen (Technologie-)Marktführer durch neue Rivalen scheint durch das für viele überraschende Auftauchen der chinesischen Konkurrenz an Relevanz zu gewinnen. Noch sind die Folgen dieser Entwicklung nicht abzusehen. Eines aber lässt sich jetzt schon festhalten: Die größten Aktien am Markt müssen gar nicht unbedingt an Gewicht verlieren – das Gewicht darf nur nicht weiter steigen. Sobald die Marktkonzentration kaum mehr zunimmt, haben Value-Strategien in der Vergangenheit den breiten Markt um 460 Basispunkte und teure Aktien um 370 Basispunkte übertroffen.
*) John Goetz ist Global CIO bei Pzena Investment Management
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