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Chaos in Syrien. Langstreckenraketen auf die Ukraine und Russland. Anhaltende Kämpfe in Gaza. Gefährdet all dies den Bullenmarkt? Nein. Von Ken Fisher*
Regionale Kriege sind schrecklich – aber kein Treiber für Bärenmärkte. Diese entstehen, nachdem die Märkte entlang der sprichwörtlichen ‚Mauer der Angst‘ gestiegen sind und in Euphorie münden, wenn überzogene Erwartungen Aktien verletzlich machen. Oder wenn ein mehrere Milliarden Euro schwerer Schock uns erschüttert.
Die aktuellen Kriege sind keines von beidem. Sie zehren an der Marktstimmung, ohne den Optimismus zu trüben. Und sie sind keine schweren Beben, die uns erschüttern. Russlands Einmarsch in der Ukraine ist fast drei Jahre her und damit keine Neuigkeit mehr. Israels Salve gegen die Hamas begann 2023. Der DAX und weltweite Aktien haben das eingepreist… und Rekordhochs erreicht.
Bedeutung für die Weltwirtschaft gering
Kriege sind tragisch. Aber Aktien sind herzlos, loten die wirtschaftlichen Kosten aus und machen weiter. Berücksichtigen Sie, dass die Ukraine nur winzige 0,16% zum weltweiten BIP beisteuert.
Es gibt noch viele andere traurige Beispiele. Russlands Besetzung der Krim 2014. Syrien Mitte der 2010er Jahre. Irak 1991 und 2003. Der Bosnienkrieg in den 1990er Jahren. Der Koreakrieg. Keiner dieser Kriege löste einen weltweiten Bärenmarkt aus. Einige bewirkten kurze Volatilität, die aber mit Einsetzen der Kämpfe verflog. Aktien hassen die Unsicherheit wachsender Spannungen mehr als den Konflikt selbst.
Nur Weltkriege haben echte Bärenmärkte verursacht. Nehmen wir die weltweit besonders wichtigen Daten der USA und Großbritanniens. Vorläufige US-Daten legen nahe, dass der Erste Weltkrieg Bärenmarktcharakter hatte. Genaue S&P-500- und FTSE-All-Share-Daten belegen, dass der Zweite Weltkrieg einen schweren Bärenmarkt auslöste. Aber nur die Kosten dieser zwei Kriege waren so hoch, dass sie einen breit angelegten Bärenmarkt beförderten.
Ja, Putins Einmarsch in die Ukraine 2022 geschah zu Beginn eines Bärenmarkts am deutschen und weltweiten Aktienmarkt. Aber dies war nur eine von vielen Ängsten damals. Da waren noch die Inflation, durch Covid gestörte Lieferketten, plötzlich eingeleitete Zinserhöhungen der Zentralbanken, die Energiekrise und steigende Preise, die schon vor dem Ukrainekrieg und dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline das Leben schwer machten. Sie sind immer noch spürbar.
Konflikte dämpfen Erwartungen
Aktien bewiesen, dass die Ängste, aber nicht die Kriege an sich, den kurzen, flachen Bärenmarkt auslösten. Der Krieg in der Ukraine wütete, als der aktuelle Bullenmarkt bereits im Jahr 2022 seinen Anfang fand – und auch jetzt immer noch.
Auch der Krieg zwischen Israel und der Hamas belegt das. Die Aktienkurse wankten, als die Angriffe der Hamas für Unsicherheit sorgten, um dann wieder zu steigen, als klar wurde, dass der Krieg nur begrenzt ist. Der Konflikt hatte nur minimale Auswirkungen auf das weltweite BIP. Die Gasengpässe waren unbedeutend. Die Märkte erlebten eine Rally. Größter Aktientreiber ist die Kluft zwischen Erwartungen und künftiger Realität. Regionale Konflikte dämpfen die Erwartungen und sorgen für positive Überraschungen, wenn sich herausstellt, dass der Krieg nur begrenzt ist.
[…] Es gibt Risiken für diesen Bullenmarkt. Aber die Aktienmärkte haben gezeigt, dass ein regionaler Krieg keinen Bärenmarkt auslösen kann. Vertrauen Sie darauf.
*) Kenneth Lawrence Fisher ist ein US-amerikanischer Investment-Analyst sowie Gründer und Vorsitzender von Fisher Investments, einer Firma für Finanzberatung und Vermögensverwaltung mit Sitz in Camas, Washington. Mitte 2007 hatte seine Vermögensverwaltung eine Beteiligung an der deutschen Grüner Investments GmbH erworben, seither lautet der Firmenname der Deutschland-Sparte Grüner Fisher Investments GmbH.
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