Investments in Konsumentenkredite bieten Ertragsaussichten von mehr als 6% pro Jahr und erfüllen zugleich soziale und ökologische Nachhaltigkeitsanforderungen.
Matias Salvado aus dem Portfoliomanagement des Hamburger Fixed Income-Managers nordIX AG erklärt im Interview, was den ersten europäischen Konsumentenkreditefonds nordIX European Consumer Credit Fonds (DE000 A2P37M 1) ausmacht.
Herr Salvado, was haben Konsumentenkredite mit Nachhaltigkeit zu tun?
Salvado: Das Thema hat zwei Dimensionen. Im Fokus steht die soziale Nachhaltigkeit durch den Access to Finance-Gedanken. Das beschreibt den zuverlässigen und dauerhaften Zugang von Individuen und Unternehmen zu finanziellen Dienstleistungen, die es ihnen ermöglichen, ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Dieser Zugang ist entscheidend für die Förderung wirtschaftlichen Wachstums, die Verringerung von Armut und die Schaffung einer nachhaltigen Entwicklung. Access to Finance ist direkt mit den UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft, die unter anderem Armut und Ungleichheit bekämpfen sollen. Ohne den Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Krediten, Sparprodukten und Versicherungen bleibt vielen Menschen und Unternehmen die Möglichkeit verwehrt, ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern, was wiederum ihre Fähigkeit einschränkt, zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele beizutragen.
Und was ist die zweite Dimension?
Salvado: Dabei geht es um die ökologische Nachhaltigkeit. Ein konkretes Beispiel kommt aus den Niederlanden. Dort hat eine Familie per Webshop-Finanzierung eine Wallbox für ihr E-Auto finanziert und über die Plattform für Verbraucherkredite SprayPay eine Ratenzahlung vereinbart. Wir können also genau sehen, wohin Verbraucherkredite fließen. Das ist für uns als Manager des ersten europäischen Konsumentenkreditefonds nordIX European Consumer Credit Fonds, kurz ECCF, sehr wichtig.
Sie investieren also ausschließlich in europäische Verbraucherkredite. Aber in Europa besteht doch kein Access to Finance-Problem, oder?
Salvado: Es geht dabei auch um die Verbreiterung des Angebots von Finanzdienstleistungen. Länder wie Litauen zum Beispiel haben eine deutlich dünnere Bankenlandschaft als Deutschland. Plattformen für Verbraucherkredite eröffnen die Möglichkeit, ohne Bank ein Darlehen für ihre Anschaffungen zu erhalten. Durch das Digital Lending sinken auch die Kosten für den Verbraucher. Denn beispielsweise liegen die Zinsen bei der Nutzung von Kreditkarten immer über 20%, das ist deutlich mehr als bei digital vermittelten Verbraucherkrediten.
Worauf kommt es für Sie neben dem Access to Finance-Gedanken noch bei der Auswahl der Investments an?
Salvado: Wir haben einen sehr strikten Investment- und Due Diligence-Prozess. Wir besuchen zum Beispiel das Management der Kreditplattformen vor Ort im jeweiligen Land. Im Gepäck haben wir die Wirtschaftsprüfer, die insbesondere betrügerisches Verhalten ausschließen, indem sie mithilfe einer Stichprobe checken, ob Kreditnehmer existieren. Ebenso prüfen wir die Schutzmechanismen gegen Überschuldung, schließen Wucherzinsen aus und fordern eine aktive Kommunikation mit den Kreditnehmern und ein faires Forderungsmanagement. In dem Zuge minimieren wir auch nicht ESG-konforme Verwendungszwecke. Das führt zu einer Klassifizierung des Fonds nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung. Das bedeutet, dass unser Fonds ökologische und soziale Ziele fördert und dabei über die bloße Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsanforderungen hinausgeht.
Jetzt kommt es nicht nur auf die Nachhaltigkeitswirkung an, sondern auch auf die Performance. Wie schneidet der nordIX European Consumer Credit Fonds dabei ab?
Salvado: Wir sehen eine stetige Performanceentwicklung seit knapp zwei Jahren, weil die Zinseinnahmen die Abschreibungen und Kosten übersteigen. Das führt zu einem laufenden Return von rund 6,5% und für dieses Jahr zu einer Renditeprognose nach Kosten von 6 bis 7%. Ebenso bietet die Konsumentenkredite-Strategie die Spezialisierung auf eine nicht mit dem Kapitalmarkt korrelierte Assetklasse. Die durchschnittliche Kredithöhe liegt bei ca. 800 EUR. Diese hohe Granularität des Geschäfts macht es möglich mit statistischen, datenbasierten Methoden exakte Prognosen hinsichtlich Ausfallwahrscheinlichkeiten und Renditen zu errechnen. Und mit einer Volatilität von unter 1% auf ein und drei Jahre gesehen sind wir führend in der Peergroup.
Wie sehen Sie die weitere Tragfähigkeit der Strategie?
Salvado: Die positive Entwicklung der Renditen und die kontinuierliche Optimierung der Volatilität unterstreichen die Stärken des Fonds und seine Bedeutung für den Markt digital vermittelter Konsumentenkredite in Europa. Immer mehr Kreditnehmer suchen online nach schnellen und bequemen Angeboten, was Kreditgebern ermöglicht, Kredite schneller, effizienter und oft kostengünstiger als bei traditioneller Kreditvergabe zu verarbeiten. Trotz gestiegener Zinsen bleiben die Ausfallraten konstant, was die Robustheit und Stabilität des Portfolios weiter unterstreicht. Für Anleger bieten Konsumentenkredite eine attraktive Möglichkeit zur Renditeerzielung, da sie in der Regel mit höheren Zinssätzen als traditionelle Bankprodukte wie Sparkonten verbunden sind. Durch Investitionen in Kreditportfolios können Anleger von den Zinsen profitieren, die die Kreditnehmer für ihre Darlehen zahlen.
Für welche Investoren ist der ECCF besonders interessant?
Salvado: Zum einen können Versicherungen, Vermögensverwalter und Family Offices die Strategie nutzen, um ihren Mandanten den Zugang zu dieser unkorrelierten, stark wachsenden Assetklasse zu bieten. Zum anderen ist der ECCF auch für Banken vor dem Hintergrund der Einführung der Capital Requirements Regulation CRR III zum 1. Januar 2025 interessant. Im Fokus stehen Maßnahmen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Banken, sodass durch den überarbeiteten Kreditrisikostandardansatz die Eigenkapitalanforderungen der Institute steigen. Der Vorteil für Banken liegt darin, dass sich die Eigenkapitalanrechnung durch ein Investment in den ECCF nicht verändert. Sie bleibt bei 75%, während andere Investments höhere Anrechnungen durch die Neuregelungen verlangen werden.
Herr Salvado, besten Dank für die Einblicke!
*) Während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre hatte Matias Salvado verschiedene Positionen im Bereich Fixed Income bei UniCredit, Barclays und Citibank inne (einschließlich Corporate Bond Syndicate, Corporate Bond Origination und Rates Sales & Trading). Nach seinem Abschluss arbeitete er im Bereich Lösungen bei BlackRock, bevor er dem Portfoliomanagement-Team bei nordIX beitrat.