![Staatspleite Griechenland Grexit](https://www.bondguide.de/wp-content/uploads/2015/06/Fotolia_80902706_Subscription_Monthly_M-300x240.jpg)
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Griechenland und immer wieder Griechenland! Dass das Thema griechische Schuldenkrise schon vor längerer Zeit groteske Züge angenommen hat, ist heute längst unbestritten. Doch sobald man denkt, es geht nicht mehr schlimmer, setzen sowohl die Griechen als auch zum Teil die Geldgeber verhandlungstechnisch noch einen drauf. Am Wochenende sind so die angesetzten Vermittlungsgespräche zum x-ten Mal ohne echtes Ergebnis abgebrochen worden. Damit geht das Kräftemessen zwischen der griechischen Administration, den Europartnern und dem IWF in eine neue Runde. Dabei ist die Gefahr einer Griechenland-Pleite derzeit so groß wie nie, befinden zumindest die beteiligten Parteien. Trotzdem gibt es kaum Bewegung unter ihnen: Die Beteiligten verhalten sich bisweilen so, als hätten sie alle Zeit der Welt. Dabei läuft am 30. Juni das schon zweimal verlängerte Hilfsprogramm für Griechenland auf europäischer Seite aus. Am selben Tag muss Athen zudem rund 1,6 Mrd. EUR an den IWF zurückzahlen. Ein adäquates Reformpaket ist Voraussetzung für die Auszahlung der blockierten Hilfsgelder über 7,2 Mrd. EUR.
Ausgewählte Daten des Tages
Zeit Land Indikator Periode Schätzung Letzter
11:00 EC Handelsbilanz (in Mrd. EUR) Apr. 22,5 23,4
14:30 US Empire Manufacturing Index Jun. 6 3,1
15:15 US Industrieproduktion (M/M, in %) Mai 0,2 -0,3
15:15 US Kapazitätsauslastung (in %) Mai 78,3 78,2
16:00 US NAHB Housing Market Index Jun. 56 54
22:00 US Nettowertpapierabsatz im Ausl. (in Mrd. USD) Apr. k.A. 17,6
NE 2/6 M Schätze
FR 3/6/12 M Schätze
EC EZB-Redner: Weidmann, Praet, Draghi, Nowotny
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research
Themen des Tages
• Gespräche mit Griechenland vorerst abgebrochen
• FOMC-Tagung, Entscheidung zu OMT, Griechenland im Fokus
Marktkommentar
Aus den USA gab es am Freitag wie erwartet positive Nachrichten: Der Verbrauchervertrauensindikator der Uni Michigan zog erwartungsgemäß viel kräftiger an, als es geschätzt wurde. Die US-Konsumenten sind trotz des Renditeanstiegs, den sie bspw. über die Hypothekenzinsen oder die Kreditsätze für die Finanzierung von Neuwagen inzwischen spüren, so ausgabenfreudig wie lange nicht mehr. Dadurch dürfte der US-Aufschwung auf einem ordentlichen Fundament stehen, auch wenn die industriellen Aktivitäten weiterhin nicht so richtig in Gang kommen.
An der Preisfront herrscht ebenfalls Ruhe. Der Anstieg der Erzeugerpreise fiel im Monatsvergleich zwar leicht kräftiger aus als prognostiziert. Doch die Kernraten sind weiterhin auf niedrigem Niveau, ohne jedoch in Richtung Deflation abzugleiten. Möglicherweise überraschen die Mai-Daten zu US-Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung heute einmal positiv. Viel Beachtung wird den Daten jedoch nicht zu Teil werden.
Nach den vorerst abgebrochenen Verhandlungen mit Griechenland bleibt das Drama im Mittelpunkt des Interesses. Hierbei darf man sehr gespannt sein, wie sich die EZB positionieren wird. Dazu dürfte es heute Aussagen geben. Schließlich steht nach Medienberichten ein ELA-Volumen von ca. 83 Mrd. EUR im Feuer. Und das Risiko nimmt von Tag zu Tag zu, dass die griechischen Banken doch in ernsthafte Solvenzschwierigkeiten kommen können.
Selbst wenn die Verhandlungen heute oder morgen wieder aufgenommen werden, dürfte zum Treffen der Finanzminister der Eurogruppe am Donnerstag nichts Zählbares auf dem Tisch liegen. Die vor einigen Monaten in die Wege geleitete Verlängerung des Stützungsprogramms bis Ende des Monats hat bisher überhaupt nichts gebracht. Es stellt sich nach wie vor so da, als ob die griechische Administration nur Bewegung von ihren Partnern erwartet, selber jedoch sehr wenig beitragen will. Einer Verlängerung der Kreditlaufzeiten würden die Partner sicher zustimmen, einem weiteren Schuldenschnitt jedoch kaum.
Außerdem scheint es keine oder wenige zusätzliche Reformvorschläge aus Griechenland zu geben, die strukturelle Probleme angehen. Es ist schon sehr „interessant“, wenn der griechische Finanzminister sagt, dass eine Erhöhung der Umsatzsteuer nichts bringen würde, weil man die Steuern nicht eintreiben könne, so jedenfalls wurde er heute morgen zitiert. Zugleich hatte er aber das Angebot vom Bundesfinanzminister abgelehnt, dass deutsche Steuer- und Verwaltungsexperten beim Aufbau einer Verwaltung gern unterstützend tätig werden würden.
Neben dem über allem schwebenden Thema Griechenland entscheidet morgen der EUGH über die Zulässigkeit des OMT-Programms. Außerdem tagt am Dienstag und Mittwoch das FOMC. Hier sollten die Weichen für die erste Leitzinserhöhung gestellt werden.
Der Bund Future sollte erst einmal wenig verändert in den ersten Handelstag der Woche starten. Die Marktakteure werden insgesamt sehr zurückhaltend agieren. Schließlich stehen zu viele Ereignisse an, die für Turbulenzen (Entscheidung zum OMT-Programm, FOMC-Tagung, Griechenlanddrama) sorgen können. Dementsprechend ist auch zu erwarten, dass die Schwankungen beim Bund Future weiterhin groß bleiben. Heute dürfte er zwischen 150 und 152 notieren. Die Geldmarktemissionen der Niederlande und Frankreichs werden problemlos aufgenommen werden. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,28 und 2,43% liegen.
Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben