Mit einer börsennotierten Genussschein-Emission will der private Betreiber von Einrichtungen zur Alten- und Behindertenhilfe erneut auf Anleger bauen. Neben einer Grundverzinsung von 7% per annum besteht die Chance auf einen gewinnabhängigen Bonus von 1%. Die Erlöse sollen teilweise für Um- und Neubauten verwendet werden, um ein größeres Dienstleistungsspektrum in der Altenpflege anbieten zu können.
Eckdaten des Genussscheins
Noch bis 23. Mai können die neuen Genussscheine der SeniVita Sozial gGmbH mit einem Volumen von bis zu 25 Mio. EUR gezeichnet werden. Sie bieten eine nachzahlbare Grundverzinsung von jährlich 7% sowie eine zusätzliche gewinnabhängige Vergütung von 1% p.a. Der Kupon ist nach oben an die Umlaufrendite gekoppelt. Nach der Platzierung werden die Genüsse in den Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse eingeführt, wobei das Unternehmen die Transparenzpflichten des Entry Standards erfüllen muss. Die Laufzeit der nachrangigen Wertpapiere ist unbegrenzt, für Inhaber besteht jedoch eine erste Kündigungsmöglichkeit nach 5 Jahren. Einschränkungen sind die Kündigungsfrist von 24 Monaten sowie ein Kündigungszurückweisungsrecht durch SeniVita Sozial bei fehlender Liquidität. Außerdem haben Anleger ein Sonderkündigungsrecht, falls die Gesellschaft den Status der Gemeinnützigkeit freiwillig aufgibt oder weitere Kapitalmarktverbindlichkeiten in Anspruch nimmt. ICF Kursmakler und Blättchen Financial Advisory begleiten die Transaktion.
Unternehmen
Die SeniVita Sozial gGmbH ist Teil der SeniVita Gruppe und entstand Ende 2009 aus der Verschmelzung von vier Einzelgesellschaften, die zwei Senioren-, ein Behinderten- und ein Kinderheim betrieben. SeniVita versorgt pflegebedürfte Menschen in der stationären Altenpflege. Mit dem neuen Konzept „AltenPflege 5.0“ soll seniorengerechtes Wohnen mit ambulanter Pflege und Tagespflege verbunden werden. Zudem betreibt die Gesellschaft drei Einrichtungen im Bereich Kinderkrankenpflege und Behindertenhilfe. Das Unternehmen investierte im vergangenen Jahr 22,7 Mio. EUR in den Neubau von Pflegeeinrichtungen sowie in den Umbau bestehender stationärer Einrichtungen nach den neuen Plänen. Wegen dieser hohen Investitionen fiel ein Nettoverlust vor außerordentlichen Faktoren von 0,8 Mio. EUR an.
Im April 2014 erhielt SeniVita Sozial ein neues Corporate Rating. Für den privaten Betreiber von Einrichtungen zur Alten- und Behindertenhilfe ging es zwei Stufen nach unten – von BBB auf jetzt BB+. Creditreform kritisiert, dass die „langfristig erfolgsversprechende Strategieänderung“ zu einer Ergebnisverschlechterung geführt habe. Gründe dafür seien „die im Vergleich zum Umsatzwachstum überproportionale Kapitalintensität und die Erhöhung der verzinslichen Finanzierung.“ SeniVita Sozial sieht das anders: „Die niedrigere Rating-Einschätzung ist aus unserer Sicht sehr konservativ und reflektiert noch nicht die neuesten Entwicklungen sowohl im Unternehmen wie auch im politischen Umfeld“, sagt Geschäftsführer Dr. Horst Wiesent.
Mittelverwendung
Vom Emissionserlös ist ein Teilbetrag von 10 Mio. EUR ausschließlich für den Umtausch von bestehenden Genussrechten vorgesehen. Außerdem sind bis zu 5 Mio. EUR vorrangig für den Umtausch der emittierten Anleihe geplant. Bei vollständiger Annahme der Umtauschangebote und Vollplatzierung der Genussscheine rechnet SeniVita Sozial mit einem Nettoemissionserlös von etwa 9,2 Mio. EUR. Das Genussrechtskapital soll in den Neubau zweier Einrichtungen sowie in die Modernisierung vorhandener Pflegeeinrichtungen laut „AltenPflege 5.0“ investiert werden. Da die Genüsse wegen der Ausgestaltung zum Eigenkapital gezählt werden, könnte das Unternehmen seine Eigenkapitalquote so auf etwa 60% steigern. Aufgrund der besseren Bilanzstruktur rechnet man beim kommenden Rating-Update daher wieder mit einer Heraufstufung.
Stärken und Schwächen
+ Altenpflege ist ein Wachstumsmarkt
+ höhere Einnahmen durch „AltenPflege 5.0“
+ Mehrerlöse dank Pflegereform
– Genussscheine bieten wenig(er) Sicherheiten
– verschachtelte Unternehmensstruktur
– mäßige Profitabilität
Fazit
Altenpflege ist wegen der demografischen Entwicklung ein Zukunftsmarkt. Die Pflegereform und das Konzept „AltenPflege 5.0“ könnten die SeniVita-Erträge mittelfristig verbessern. Viele Besitzer der alten Genussrechte werden ihre Papiere wohl tauschen (Verhältnis 1:1), da sie dafür nunmehr handelbare Genussscheine bekommen können. Anleihebesitzer erhalten einen Kurswert von 103%. Da die Anleihe jedoch derzeit noch bei 105,50 EUR notiert, lohnt sich ein Tausch nicht großartig. Aufgrund des soliden Geschäftsmodells und risikogerechten Kupons erscheint der Genussschein auch für neue Anleger zur Beimischung interessant.
Thomas Müncher
Genussscheinübersicht – SeniVita Sozial gGmbH
WKN | A1X FUZ |
Erstnotiz | 27. Mai |
Zeichnungsfrist | 13. bis 23. Mai |
Ausgabepreis | 100% |
Kupon | Grundverzinsung 7% p.a., gewinnabhängige Vergütung 1% p.a., Koppelung (nach oben) an Umlaufrendite |
Stückelung | 1.000 EUR |
Laufzeit | unbeschränkt, erste Kündigungsmöglichkeit nach 60 Monaten, Kündigungsfrist (Anleger) 24 Monate, Kündigungszurückweisungsrecht bei mangelnder Liquidität |
Sonderkündigungsrecht | bei freiwilliger Aufgabe der Gemeinnützigkeit und bei Begebung weiterer Kapitalmarktverbindlichkeiten |
Marktsegment | Quotation Board Börse Frankfurt/Main (Transparenzverpflichtungen Entry Standard) |
Emissionsvolumen | bis zu 25 Mio. EUR (davon bis zu EUR 10 Mio. Tausch gegen bestehende Genussrechte und bis zu EUR 5 Mio. Tausch gegen Anleihe) |
Rating/Unternehmen | BB+ (Creditreform) |
Banken/Sales | ICF Kursmakler |
Financial Advisor | Blättchen Financial Advisory |
Internet | www.senivita.de |
Geschäfts- und Kennzahlen – SeniVita Sozial gGmbH
2013 |
2014e |
2015e |
|
Umsatz* |
27,8 |
30,3 |
33,8 |
EBIT* |
0,8 |
2,2 |
3,0 |
Jahresüberschuss* |
1,2 |
1,0 |
1,2 |
*) in Mio. EUR, Quelle: BondGuide Research