
Wind- und Solarparks und bevorzugt mit Batteriespeichern: Das ist das Geschäft der VOSS-Gruppe, die aktuell ihre Debütanleihe begibt. BondGuide sprach mit zwei ihrer Geschäftsführer*.
>> aus BondGuide #7-2025 vom 4. Apr. <<
BondGuide: Herr Ohm, Herr Bernstein, vielleicht kurz einige Worte zur Firma und zu Ihnen selbst?
Ohm: Die Emittentin VOSS Beteiligung GmbH finanziert innerhalb der VOSS-Gruppe die Entwicklung und Errichtung von Wind- und Solarparks. Die Umsetzung der Projekte – bevorzugt mit Batteriespeichern – erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Schwesterunternehmen VOSS Energy GmbH, das von der Flächensicherung bis zur Betriebsführung alles aus einer Hand leistet. Die umgesetzten Projekte hält die VOSS Beteiligung im Eigenbestand, der aktuell bereits über eine Kapazität von 51 MW verfügt und jährlich 127 GWh Strom produziert.
Und zu meiner Person: Nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann und dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit Schwerpunkt Energie- und Umwelttechnik in Rostock hat es mich als Praktikant zur VOSS Energy verschlagen. Was dann folgte, war alles andere als gewöhnlich: Ich durfte früh Verantwortung übernehmen – mir wurde viel Vertrauen entgegengebracht. Heute bin ich seit sieben Jahren Geschäftsführer der Firma und die Begeisterung für Projektentwicklung ist bis heute mein Antrieb. Bei VOSS Energy machen wir möglich, was auf dem Papier manchmal noch nicht geht.
Bernstein: Wie der Kollege aus Rostock bin ich aus der Nähe: Stralsund. Und genau wie er kam ich frühzeitig mit dem Gründer Dr. Eberhard Voß in Kontakt, schon bevor ich 2018 als Jurist bei der VOSS Energy anfing. Später wurde ich Prokurist der Gesellschaft und sodann Geschäftsführer in der Unternehmensgruppe, u.a. bei der VOSS Beteiligung der Emittentin der Debütanleihe.
BondGuide: Ich nehme an, Batteriespeicher aufgrund der fortdauernden Diskussion um die Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren.
Ohm: Das ist nun mal etwas, das uns fossile Energieträger voraushaben. Um das auszugleichen, sind Batteriespeicher heute State-of-the-Art. Das macht Erneuerbare zwar weiterhin nicht komplett grundlastfähig, bringt sie aber näher dran – und gleichzeitig bringt es die Erneuerbaren auch ein gutes Stück weg vom Image des reinen Schönwetter-Energielieferanten.
BondGuide: Ist das Behalten abgeschlossener Projekte nicht sehr kapitalintensiv?
Bernstein: Ist es, aber auch nicht allzu sehr. Die wirtschaftlichen Vorteile überwiegen klar. Wir gründen über unsere langjährig bewährten VOSS Partner Agreements, sozusagen Joint Ventures mit den Grundeigentümern, sehr häufig mit Landwirten. Sie bringen ihre Flächen mit ein, und die Banken rechnen dieses Asset auch ein Stück weit mit an. Die Cashflows fließen dann über die Stromvermarktung an die Emittentin bzw. über Dienstleistungsentgelte, etwa aus der fortlaufenden Betriebsführung der Wind- oder Solaranlage, an die VOSS Energy.
BondGuide: Wie ich sehe, sind Sie ausschließlich in den neuen Bundesländern aktiv. Was gibt es dort, das es in den anderen Bundesländern nicht gibt?
Bernstein: Wir haben festgestellt, dass es am besten ist, wenn man Projekte dort angeht, wo man die Sprache der Leute spricht und wo man selbst herkommt – wo man die Gegebenheiten vor Ort genau kennt und weiß, worauf es ankommt. Die Fokussierung auf die neuen Bundesländer hat sich ganz automatisch ergeben. Meine Überzeugung ist, dass man nicht weiter als 90 Minuten zu einem Projekt unterwegs sein sollte. Nur so entsteht Nähe – und daraus entstehen echte Partnerschaften. Wir bilden uns also gar nicht erst ein, dass wir ein EE-Projekt zum Beispiel im Breisgau genauso reibungslos umsetzen könnten.
Ohm: Wir strecken unsere Fühler schon ein wenig in die norddeutschen Flächenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus, da von dort stetig Anfragen kommen. Unsere Regionalität auf Nord-Ost werden wir uns daher definitiv erhalten.
BondGuide: Wo spielt denn aktuell die Musik, haben einige Bundesländer Vorteile und andere Nachteile?
Ohm: Das ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sehen wir eher eine Unterscheidung nach einzelnen Kommunen, nicht unbedingt nach Bundesländern. Natürlich hat jede Region ihre eigene Historie und damit Erfahrungen mit Erneuerbaren – mal muss man mehr erläutern, mal weniger. Keine Rolle spielt meiner Einschätzung nach das Parteibuch, also welche Regierung wo gerade in der Verantwortung ist und mit welchem Koalitionspartner. Die Kommunen möchten ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Projekte in ihrer Region realisieren, bei denen sie sich den Vorteil für ihren Amtsbereich ausrechnen können und die für den Großteil der Einwohner akzeptabel sind.
BondGuide: Nun sollte ja unter noch bestehender Regierung, obgleich abgewählt inzwischen, alles besser werden, sich die Genehmigungsverfahren verkürzen. Aber stimmt das auch?
Ohm: Ja, allerdings mit Abstrichen. Mit der Beschleunigung der Ausbauziele haben wir schon eine Veränderung bemerkt. Dort, wo es aber traditionell viele Genehmigungsanträge gibt, lässt sich jedoch auch nicht zaubern: Es fehlt zum Teil einfach an Personal zur Bearbeitung.
Bernstein: Die ausgelobten Erleichterungen haben schon geholfen, zum Beispiel hinsichtlich erforderlicher Gutachten. Insofern sind Genehmigungsverfahren im Durchschnitt kürzer geworden – das kann man schon sagen.
BondGuide: Jetzt hatten wir in den vergangenen Monaten eine Bundestagswahl, zuvor aber auch diverse Landtagswahlen: Erwarten Sie Änderungen oder Einflüsse?
Ohm: Grundsätzlich vertreten wir die Auffassung, dass sich die Erneuerbaren zwangsläufig durchsetzen werden, nicht zuletzt aufgrund ihrer ökonomischen Vorteile, auch wenn sie für sich allein – noch – nicht grundlastfähig sein mögen. Das bedeutet, dass es auf die jeweilige Regierung jetzt nicht mehr so stark ankommt wie früher, als noch viel über Förderungen notwendig war, um einer jungen Technologie auf die Sprünge und zur Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen. Es ist allerdings wichtig, am Ausbaupfad der Erneuerbaren weiter festzuhalten.
Bernstein: Die Bekenntnisse sind ja nicht nur in Deutschland vorhanden, sondern auch sogar auf EU-Ebene. Es wird immer Unterschiede in den Details der Umsetzung geben, aber die großen Weichenstellungen sind bereits gemacht.
BondGuide: Nun mal konkret zu Ihrer Debütanleihe, vorher aber noch die Frage: Was ist denn Aufgabe von Gründer Dr. Eberhard Voß in der Firmengruppe?
Ohm: Dr. Voß, dem auch 100% der Mutter-GmbH gehören, gibt die Strategie vor, mischt sich aber nicht operativ ein. Wenn Sie auf unser Organigramm schauen, werden Sie feststellen, dass er Freund der Arbeitsteilung in den spezialisierten Tochtergesellschaften ist. Damit hat er die Leitplanken für unser Wachstum gesetzt, nimmt aber wie erwähnt keinen Einfluss im Kleinen.
Bernstein: Unsere Werksstudenten im technischen Bereich betreut Dr. Voß immer noch gerne mal persönlich. Als ehemaliger CTO bei Nordex könnte auch kaum jemand prädestinierter dafür sein.
BondGuide: Angestrebtes Emissionsvolumen ist bis zu 10 Mio. EUR. Wie weit kommt eine VOSS damit, was lässt sich alles damit anschieben?
Ohm: Tatsächlich haben wir mit allen an der Emission Beteiligten lange diskutiert, was das richtige angestrebte Volumen sein sollte. Wir haben uns als Neuemittent schließlich bewusst für ein bedarfsgerechtes Emissionsvolumen entschieden, das ausreichen würde, um rund zehn bis 15 Projekte zu realisieren. Je mehr wir also platzieren, desto schneller können wir unser profitables Wachstum beschleunigen. Zur Orientierung: Die gesicherte Entwicklungspipeline der Emittentin umfasst bereits Projekte mit einer Zielkapazität von 437 MW, und zwar 264 MW Solar und 173 MW Wind, die zwischen 2025 und 2027 die Baureife erreichen sollen. Zudem wollen wir unsere eigene Stromproduktion von aktuell 127 GWh bis 2028 auf 706 GWh pro Jahr steigern.
BondGuide: Und was wäre imstande, die VOSS-Gruppe nicht nur abzubremsen, sondern richtig zu stören?
Ohm: Naturgemäß externe Faktoren, so wie wir es während Corona hatten, als praktisch gar nichts mehr ging. Generell ist es der Faktor ‚Zeit‘: Dauer von Genehmigungsverfahren, Nachforderungen von Trägern öffentlicher Belange und sonstigen Einwänden. All das kostet Zeit und man kann den zusätzlichen Aufwand meist nur sehr schwer abschätzen. Keine Sorgen bereiten uns Dinge, die wir selbst in der Hand haben.
BondGuide: Herr Bernstein, Herr Ohm, besten Dank an Sie beide!
Das Interview führte Falko Bozicevic.
*) Maik Bernstein ist Geschäftsführer der VOSS Beteiligung GmbH und Tim Ohm der VOSS Energy GmbH.