BondGuide im Gespräch mit CSO Prof. Dr. Christine Lang und COO Johannes Lang, Belano Medical, über ein nachhaltiges Bio-Healthcare-Unternehmen – derzeit läuft die Platzierung einer 15 Mio. EUR umfassenden Wandelanleihe. Der Börsenhandel startet in diesen Tagen.
Frau Prof. Dr. Lang, Herr Lang, wie lautet die Unternehmensbeschreibung der Belano Medical in Ihren eigenen Worten?
Prof. Dr. Lang: Belano ist kurz gesagt ein junges Healthcare Unternehmen, genauer gesagt, ein Bio-Healthcare Unternehmen. Wir erforschen, entwickeln und produzieren Produkte für die biologische Gesundheitsvorsorge. Konkret geht es um das menschliche Mikrobiom. Das ist die Mikrobakterienwelt, die uns Menschen umgibt – und von der man erst seit einigen Jahren weiß, wie wichtig sie für uns ist.
Und wie weit sind Sie da?
Prof. Dr. Lang: Wir konnten in den vergangenen Jahren unsere Wirkstoffe bereits in konkrete Produkte weiterentwickeln und sind dabei schon mit drei von vier Produktlinien auf dem Markt. Die am weitesten entwickelte Produktlinie ibiotics betrifft die Hautpflege. Dies geht von Produkten für ‚normale‘ Haut bis in den Bereich der Medizinischen Hautpflege bei Neurodermitis, Schuppenflechte oder Akne. Die gesunde Mikrobakterienwelt ist nicht nur notwendig, sondern man kann sie auch konditionieren und konstituieren, um Entzündungsprozessen entgegenzuwirken.
Sprechen wir hierbei von verschreibungspflichtigen Medikamenten oder kann man diese Produkte auch bei z.B. Rossmann, dm oder Müller finden?
Prof. Dr. Lang: Schon sehr gut geraten – in der Tat beispielsweise bei Müller Drogeriemärkten, vertrieben unter deren Eigennamen, aber mit uns als Produzenten. Wir haben uns auf den Sektor der nicht verschreibungspflichtigen Produkte fokussiert. Belano hat neben Hautpflegeprodukten auch Wirkstoffe z.B. gegen Halsschmerzen und -entzündungen. Das ist natürlich alles patentiert.
Ist dieses Gebiet nicht hochgradig wettbewerbsintensiv?
Prof. Dr. Lang: Theoretisch ja, aber unser Ansatz ist ganz neu. Unser Halsentzündungspräparat packt den Auslöser bei der Wurzel, nicht erst bei den Symptomen – keine Antibiotika. Ähnlich verfahren wir bei unserem neuen medizinischen Kaugummi gegen Parodontose. Es wirkt spezifisch gegen die Entzündungsbakterien im Mund-Rachen-Raum. Bestehende Standard-Anwendungen schädigen oder stören das gesamte Mikrobiom, nicht nur die schlechten Bakterien, die Symptome verursachen.
Wie weit kommen Sie mit dem Emissionserlös aus der Wandelanleihe?
Prof. Dr. Lang: Wir sehen aktuell ein sehr großes Interesse in unseren adressierten Anwendungsgebieten, und dieses Fenster der Gelegenheit möchten wir nutzen. Große Pharmaunternehmen haben dieses Feld zwar auch als wichtig erkannt, trotzdem mangelt es an fertigen medizinischen Produkten. Wir sind die ersten, die derzeit mit solchen Produkten schon am Markt sind. Aber das Wissen darum muss natürlich weiterverbreitet werden – ein Teil des Erlöses ist daher für die Markenwahrnehmung. Und natürlich gehen unsere laufenden klinischen Studien ebenfalls weiter. Mit den Investitionen aus dem Emissionserlös werden wir in absehbarer Zeit den Break Even erreichen.
In welchen der verschiedenen Einsatzgebiete, die wir gerade angeschnitten haben, sehen Sie das größte Marktpotenzial – bzw. wo gibt es den größten noch ungedeckten medizinischen Bedarf?
Prof. Dr. Lang: Da sprechen wir sicherlich von Schuppenflechte, Neurodermitis oder Akne. Der Bedarf an neuen, wirksamen Produkten ist da noch riesig.
Lang: Unsere Hautpflegeprodukte sind zweifellos diejenigen mit dem größten Anwendungsspektrum und machen ungefähr die Hälfte unseres prognostizierten Umsatzes aus. Wir sehen aktuell in der Branche eine Konzeptionswende hin zu Produkten, bei denen das menschliche Mikrobiom adressiert wird. Das Gute ist, dass wir schon fertige Produkte vorzuweisen haben. Bekannte Marken, die Sie sicherlich kennen, fahren zwar entsprechendes Marketing dazu, können aber im Kern noch gar keine Produkte dazu präsentieren. Wir freuen uns natürlich darüber, dass dieses Thema mehr und mehr beim Endkunden angekommen ist – da liegt unsere Chance. Der Markt und der Marktbedarf entstehen gerade erst, und da stoßen wir hinein.
Die Ausstattung der Wandelanleihe berücksichtigt einen optionalen Börsengang oder einen Verkauf des Unternehmens innerhalb der fünfjährigen Anleihelaufzeit. Wäre das denn das präferierte Szenario?
Lang: Das vorrangige Ziel ist zunächst einmal, auf das nächste Level zu kommen. Mit dem bisherigen realisierten Jahresumsatz sind wir schon recht zufrieden, aber natürlich werden wir hier in den kommenden Jahren in den zweistelligen Millionenbereich vordringen mit unseren Produkten. Dann werden wir uns um die Frage kümmern, ob es mehr Sinn macht, sich mit einem schlagkräftigen strategischen Partner zu verbinden oder ob es mehr Richtung IPO gehen sollte. Die entsprechenden Optionen halten wir uns natürlich offen.
Prof. Dr. Lang: Wir beobachten ja auch, dass sich mehr und mehr Pharmaunternehmen an Forschungsunternehmen beteiligen oder sie ganz übernehmen. Aber das wird sich in unserem Falle erst zeigen müssen – so oder so werden wir uns als Belano Medical weiterentwickeln, um zu dieser Fragestellung vorzudringen.
Wem gehört die Belano denn aktuell?
Prof. Dr. Lang: Zu rund 84% gehört Belano den beiden Gründern, das sind Dr. Bernd Wegener und ich selbst. Der Rest verteilt sich kleinprozentig auf mehrere strategische Investoren wie b.value und Deutsche Biotech Innovativ.
Wen muss man überzeugen, um die Pferdestärken der entwickelten Produkte auf die Straße zu bringen?
Lang: Den Marktzugang im gesamten europäischen Wirtschaftsraum haben wir ja bereits. Wir haben auch gute Erfahrungen mit den diversen Online-Apotheken. Für Länder außerhalb der DACH-Region arbeiten wir mit Vertriebspartnern, die sich mit den spezifischen Besonderheiten im jeweiligen Land auskennen.
Warum erst eine Privatplatzierung der Anleihe – gibt es denn Grund zur Eile, zumal Dezember auch nicht der prädestinierteste Monat für eine Emission ist?
Prof. Dr. Lang: Nein, Eile ist nicht das richtige Wort. Wir sehen nur aktuell, wie zuvor schon angeschnitten, die Aufnahmebereitschaft für unsere Themen und möchten diese nutzen.
Lang: Einige professionelle Investoren haben bereits Interesse bekundet und uns gebeten, noch dieses Jahr an den Markt zu gehen. So können sich nach der Emission auch private Investoren noch in diesem Jahr über die Börse beteiligen.
Frau Prof. Lang, Herr Lang, ganz herzlichen Dank für Ihren überaus spannenden Einblick in diese Materie!
Interview: Falko Bozicevic
Fotos / Grafiken: @Belano Medical
Prof. Dr. Christine Lang wirkt als Professorin für Mikrobiologie und Molekulargenetik an der Technischen Universität (TU) Berlin. Sie verantwortet Forschung und Entwicklung der Belano Medical AG. Ihr Bruder Johannes Lang blickt auf eine langjährige Managementerfahrung in großen und mittelständischen Unternehmen zurück – er verantwortet das operative Geschäft der Belano Medical.
Den Webcast der Belano Online-Roadshow vom 8. Dezember 2020 finden Sie unter: https://www.webcast-eqs.com/belano20201208