Unter dem Strich offerieren die Münchner das bewährte Setup erfolgreicher Vorgängeremissionen – allerdings ist das Volumen der neuen Euroboden-Anleihe mit bis zu 75 Mio. EUR anno 2020 auch ambitionierter als bisher.
Emission
Die Euroboden GmbH hat bisher drei Unternehmensanleihen emittiert – die Anleihe 2013/18 wurde vorzeitig gekündigt. Derzeit ausstehend sind noch die am 10. November 2017 emittierte Anleihe (6,0% Schuldverschreibungen 2017/22 mit einer Laufzeit bis zum 10. November 2022, DE000 A2GSL6 8) sowie die am 1. Oktober 2019 emittierte Anleihe (5,5% Schuldverschreibungen 2019/24 mit einer Laufzeit bis zum 1. Oktober 2024, DE000 A2YNXQ 5), die im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse, Quotation Board, gehandelt werden.
Die neue Unternehmensanleihe wurde ab dem 12. und wird noch bis zum 28. Oktober im Rahmen eines öffentlichen Umtauschangebots, wozu der Emittent die Inhaber der Schuldverschreibungen 2017/22 eingeladen hat, angeboten. Weiter geht es vom 2. November im Rahmen des öffentlichen Angebots. Spätestens am 13. November wird die Zeichnungsfrist für das öffentliche Angebot beendet.
Anleihegläubiger, die vom Umtauschangebot Gebrauch machen, erhalten neben der neuen Schuldverschreibung einen Zusatzbetrag in Höhe von 20 EUR pro umgetauschter Schuldverschreibung 2017/22. Das Umtauschangebot enthält zudem eine Mehrerwerbsoption.
Die Münchner verpflichten sich einmal mehr, wie schon bei ihren Anleihe-Vorgängern, zu erhöhten Transparenzpflichten. Bei Nichteinhaltung der definierten Auflagen würde ein Strafzins von 0,5 Prozentpunkten bis zur Heilung fällig.
Nach der Platzierung startet der neue Euroboden-Bond im Freiverkehr der Frankfurter Börse.
Federführend bei der Emission 2020 ist einmal mehr die mwb fairtrade, wie schon bei den letzten beiden vorherigen Anleiheemissionen der Münchner.
Das Rating von Scope wurde gerade kürzlich upgedatet: Der Emittent blieb trotz größeren Emissionsvolumens erneut B+/stabil und die Emission 2020 ihrerseits ein BB, wie auch ihre Vorgänger. Häufig verlieren Emittenten eine sog. Notch, wenn zusätzliche oder höhere Emissionen kommen, nicht so Euroboden.
Unternehmen
Auf eine ausführliche Darstellung der Unternehmenstätigkeit sowie der jüngsten Geschäftszahlen kann angesichts der nunmehr vierten Emission von Euroboden an dieser Stelle sicherlich verzichtet werden. In den letzten Tagen gab es ausführliche Aussendungen des KFM Mittelstandsfonds, ferner ist unter diesem Link die aktuelle Einschätzung von Scope nachzulesen. Mit Geschäftsführer Martin Moll sprach BondGuide anlässlich der Emission bereits Ende September, darüber hinaus werden tagesaktuelle Nachrichten der Münchner von BondGuide in der Regel zeitnah aufgegriffen.
SWOT-Einschätzung der Neuemission 2020
+ inzwischen einer der bewährtesten KMU-Anleiheemittenten mit Track Record seit 2013 und professioneller IR
+ Marktsegment und Regionalität im Geschäftsmodell mit Rückenwind in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
+ hohe stille Reserven durch laufend realisierte Immobilienprojekte, hohe Cashflows, hohe Liquiditätspuffer
+ Peergroup der eigenen bisherigen Anleihen notiert nicht höher rentierlich als aktueller Kupon, insofern kein ‚hausinterner‘ Gegenwind bei der Neuemission
+ Rating-Historie über alle laufenden Anleihen, was vergleichsweise selten ist
+ attraktive Überbezugsregelung für Umtauscher aus Euroboden 2017/22, was im Übrigen darauf schließen lässt, dass Emittent und Dienstleister Feedback vorheriger Emissionen nicht einfach vom Tisch wischen
– Timing der Emission – das gegenwärtige Marktumfeld hätte sich sicherlich jeder ein wenig anders gewünscht
– höheres Anleihevolumen sollte argumentativ gut erläutert sein
– mögliche Verzögerungen bei Projektfertigstellungen: Innerhalb der Bauindustrie gibt es zahlreiche Sollbruchstellen, auf die kein Auftraggeber Einfluss hat, z.B. Corona-bedingte Ausfälle beim Subunternehmerpersonal oder Probleme in Lieferketten. Für sich genommen keins systemkritisch, aber in ihrer möglichen Kombination relevant.
Fazit
Im Umfeld vor ziemlich exakt einem Jahr eigentlich klare fünf Sterne für die neueste Euroboden-Emission. Einen halben Abzug, da die Vollplatzierung in Zeiten wie den aktuellen nicht prognosesicher ist – allerdings irrelevant, falls bei Erreichen von z.B. 50 Mio. EUR von einer offenen Nachplatzierung abgesehen würde. Könnte man nötigenfalls später en bloc nachholen. Besonders gefällt bei Euroboden, dass Emittent und Dienstleister von Emission zu Emission weiter zu reifen scheinen.
Falko Bozicevic
Fotos / Schaubilder: @Euroboden
Bewertung – Euroboden 2020/25
Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: | ***** |
Peergroup-Vergleich: | **** |
Rendite-Vergleich | *** |
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): | ***** |
IR/Bond-IR: | ***** |
Covenants: | **** |
Liquidität im Handel (e): | ***** |
Fazit by BondGuide: | ****(*) (sehr aussichtsreich – tauschen oder kaufen; halber Punkt Abzug wegen hohem neuen Emissionsvolumen / Vollplatzierung in diesen Zeiten nicht sicher) |